Kein Grund zur Panik
Demografie. Der Begriff ist sperrig, das Thema auch. Wie soll man mit der Tatsache umgehen, dass wir alle zwar länger leben, aber auch weniger werden? Es werden Szenarien entvölkerter Landstriche und verwaister Dörfer entworfen.
Demografie oder demografischer Wandel wird als unausweichliche Katastrophe dargestellt. In der Presse lauten die Schlagzahlen "Aufstand der Alten", "kinderlose Gesellschaft" und "Überfremdung" bis hin zur resignierenden Feststellung: "Deutschland stirbt aus".
Dabei ist die Definition des Begriffs "Demografischer Wandel zunächst einmal weder negativ noch positiv. Er bezeichnet nur die Veränderung der Zusammensetzung der Altersstruktur einer Gesellschaft.
Die Erwartungen für Deutschland sind indes eindeutig: Bis 2060 wird die Bevölkerung in Deutschland von heute 82 Millionen auf 65 bis 72 Millionen sinken. Damit verbunden ist eine weitere Alterung der Gesellschaft, die sich aus dem Rückgang der Geburtenzahlen und der hohen Zunahme der Lebenserwartung in den vergangenen Jahrzehnten ergibt. Beträgt das Durchschnittsalter der Bevölkerung aktuell 43,3 Jahre, so wird es bis 2060 auf über 50 Jahre ansteigen. Im gleichen Zeitraum erhöht sich der Anteil der über 65-jährigen weiter von derzeit gut 20 Prozent auf dann 34 Prozent. Der demografische Wandel ist jedoch kein rein deutsches Phänomen. Andere europäische Länder sind davon ebenfalls betroffen. So ist z.B. auch in Italien, Portugal, Griechenland, Bulgarien, Serbien, Lettland, Ungarn oder Litauen die Geburtenrate geringer als die Sterberate.
Die demografische Entwicklung stellt unsere Gesellschaft also schon vor eine Reihe von Aufgaben, die es nicht zu unterschätzen gilt. Das betrifft nicht nur den Umbau der sozialen Sicherungssysteme, sondern auch den von Lebensräumen, öffentlichen Stadt- und Verkehrs- wie privaten Wohnräumen.
Die längeren Lebensspannen werden die Biografien der einzelnen Menschen auf neue Weise prägen. Die klassischen Lebensphasen werden vielfältiger und weniger klar abgrenzbar. Zeiten der Bildung, der Familie, des Berufs und des Ruhestands brauchen eine neue Flexibilität. Entscheidend ist: Für die allermeisten Menschen geht es um gewonnene Jahre für ein erfülltes Leben. Es kommt darauf an, sie auch als solche zu erkennen und zu nutzen. Es geht also nicht um Pflegeheime statt Kindergärten, sondern darum, unter den gegebenen Umständen die Gestaltungsfähigkeit der Gesellschaft zu erhalten.